Biwakuf von Sonnenheim

So viel Glück wie seine Wurfschwester Bela hatte Biwakuf von Sonnenheim in Berlin nicht, auch nicht Ganetti von Arabien. Sie gerieten 1945 in britischen Besitz. Ich vermute, daß auch sie wie alle anderen entdeckten Rassetiere 1945 konfisziert wurden, dann weiter gegeben wurden. Ganetti lebte künftig bei dem britischen Soldaten Tom Creighton, Biwakuf führte Elizabeth Wyndham an der Leine.

Elizabeth Wyndham in 1955

Elizabeth Wyndham behielt auch einen Rüden aus der kommenden Verbindung, den sie Zuki nannte.

Nach meiner Recherche und gemäß den damaligen Veröffentlichungen in der englischen Presse müssen sich so in etwa die folgenden Ereignisse abgespielt haben. Es ist möglich, daß sie und Tom Craigham die Salukis erst von anderen Engländern bekommen haben, es kann nicht behauptet werden, daß sie selbst die Hunde konfiszierten, vermutlich waren sie ihnen lediglich weiter gereicht worden, vielleicht auch nicht.

In den 80er Jahren fragte ich Hope Waters danach, sie schrieb mir sehr freundlich zurück, daß die Deutschen damals kein Geld für Hundefutter gehabt hätten. Nun, man hätte ihnen ja die Abfälle aus den Kantinen der Alliierten geben können, die sie sich ohnehin des nachts unter Gefahren holten. Doch es war zu wenig und der Hunger war schrecklich.

Bereits Ende Oktober 1945 wurde Ganetti von Biwakuf gedeckt, und es war den Engländern zu dem Zeitpunkt nicht bekannt, daß es sich um eine Mutter Sohn Verbindung handelte, was sie erst später erfuhren. Auch das spricht für eine Beschlagnahme. Der Wurf kam am 1.1.1946 in Berlin zur Welt.

Danach erst lernte Elizabeth Wyndham den Kunstmaler Graf Luckner, Biwakufs wirklichen Besitzer, kennen, ebenso Maria Weißweiler und Martha Astfalk-Vietz. Mit Marie Zimmermann teilte sie eine große Passion, beide Damen waren virtuose Pianistinnen, und Kunst und Bildung waren stets eine Brücke über Nationen, Kontinente und Feindseligkeiten hinweg.

Elizabeth behielt einen Welpen aus der Verbindung, den sie Zuki nannte. Vermutlich war sie genug mit ihm neben ihrer Arbeit ausgelastet. Jedenfalls kam Biwakuf wieder nach Schwerin zu Rudolf Kruse.

Biwakuf war dabei, als Rudolf und Marie von den Russen ermordet wurden, er hat das grausame Verbrechen miterlebt, hat den Überfall und Tod durch Erschießen von Rudolf gesehen und den wahnsinnigen Kampf von Marie, die dann noch so pervers von den Vergewaltigern versucht wurde, mit der Sense zu zerstückeln.

Hier ein Auszug aus dem Buch "The Saluki in History, Art and Sport" vom Hope und David Waters. Allerdings sind Fehler darin, nicht Graf Luckner wurde erschossen, sondern Biwakufs Züchter.

Es ist gesichert, daß Maria Weißweiler die Salukis nach dem Mord nach Berlin holte, doch wie? Sie war ein Flüchtling aus Ostpreußen, hatte selbst einen Wurf in Berlin liegen. Sie lebte im british besetzten Teil Berlins, Schwerin war russisch besetzt, nie wäre sie über die Sektorengrenze mit all den Saluki gekommen. Sie muß also alliierte Hilfe mit Diplomatenausweis gehabt haben, und da liegt es nahe, daß diese Hilfe von Elizabeth Wyndham kam. Sie übernahm ja auch wieder Biwakuf, den sie mit zur Arbeit in die Kommandatur der Alliierten nahm.

Doch das wurde nun zu einem Problem. Auch Russen in Uniform kamen in die Kommandatur, und Biwakuf geriet jedesmal aus der Fassung und attakierte sie. Welch ein Hund! Welch eine treue Seele, der nun um das Leben seines neuen Frauchens fürchtete. Welch ein Kamerad! Die Konsequenz war aber, daß er an Graf Luckner zurück gegeben wurde. Doch Biwakuf wurde krank. Ihn ereilte die Staupe ebenso, wie etliche Hunde in Berlin, und später in ganz Deutschland.

Biwakuf litt Höllenqualen, ein Tierarzt war nicht aufzutreiben, der ihn hätte erlösen können. Rettung gab es damals keine bei dieser Erkrankung, der Rüde schrie entsetzlich vor Pein, sodaß Graf Luckner ihn erschlug, um dem Leiden ein Ende zu setzen.

Tom Creighton wurde irgendwann später wieder nach England zurück versetzt, er nahm Ganetti und ihren Wurf mit. Bis auf den kleinen Rüden "Brig" starben alle in der Quarantäne an Staupe.

Elizabeth Wyndham kehrte 1948 zurück nach England auf ihr Schloß Petworth, weil sie ihren Vater betreuen wollte, der bereits im hohen Alter war. Zuki war an ihrere Seite.

Zuki

In ihrer Nachbarschaft wohnte Familie Waters, und man kam sich überein, daß der Rüde Zuki bei ihr decken sollte. Dazu mußte er aber in das englische Zuchtbuch eingetragen werden. Das wurde zunächst abgelehnt, weil es bereits einen Zuki gab. Nun, Hope Waters riet, dann eben das Z wegzulassen, und so wurde der Rüde als Burydown Uki eingetragen.

Uki fehlt heutzutage in nahezu keinem Pedigree. Er brachte in Serie Champions hervor, und wurde zu einer absoluten Säule in der internationalen Salukizucht. Hier ein Beispiel von seinen Töchtern.

Ch. Burydown Asphodel und ihre Vollschwester aus einem späteren Wurf

Ch. Burydown Freyha, die Ausnahmehündin, in Pastell gemalt.

Am 14. Juni 2009 wurde bekannt, daß Hope Waters im hohen Alter von mehr als 90 Jahren entschlief. Mit Ganettis und Biwakufs Sohn Burydown Uki schrieb sie Salukigeschichte.